In enger Zusammenarbeit mit dem Oberlandesgericht Celle nahmen die Schülerinnen und Schüler des Politik-Wirtschafts-Leistungskurses (Jahrgang 12) vom 10. bis 13. Juni an einem „Moot Court“ teil – einer Simulation von Gerichtsverhandlungen. Unter der fachkundigen Leitung erfahrener Richterinnen und Richter erlebten die Jugendlichen eine praxisnahe Einführung in die Welt des Rechts und tauchten tief in komplexe rechtliche Fragestellungen ein.
Ein Jugendlicher entdeckt eine Geldbörse und nutzt die Gelegenheit, um von der Eigentümerin einen überhöhten Finderlohn von 100 Euro zu fordern. Andernfalls droht er damit, das Portemonnaie an Hehler zu verkaufen. Eine tat, die zur Anklage wegen versuchter Erpressung seitens der Staatsanwaltschaft führte. Das Besondere an diesem Fall: Richter, Schöffen, Staatsanwälte, Verteidiger, der Angeklagte, Zeugen und Vertreter der Jugendgerichtshilfe wurden allesamt von Schülerinnen und Schülern des Ernestinums im Moot Court verkörpert.
Das Projekt begann mit einer gründlichen Einführung in die Grundlagen der Gerichtsbarkeit, bei der erste praxisnahe Fälle zum Thema Cyberbullying gemeinsam gelöst wurden. Ein Besuch beim Amtsgericht gewährte den Schülern praxisnahe Einblicke in die verschiedenen Rollen und Verhandlungsabläufe vor Ort. Nach den Verhandlungen nahmen sich Richter und Staatsanwalt Zeit, um Fragen zu Entscheidungen, Verhandlungsabläufen sowie ihrem Berufsbild zu beantworten. Schon nach der ersten Verhandlung äußerten Schülerinnen und Schüler ihre Eindrücke, wie beeindruckend die Transparenz des Verfahrens war und wie wichtig jede Rolle in diesem Prozess sei.
Am abschließenden Tag fand die aufregende Simulation am Oberlandesgericht zum Fall der gefundenen Geldbörse statt. Die Simulation war geprägt von überraschenden Wendungen und intensiven Verhandlungen. Besonders herausfordernd war die Rolle des Angeklagten, der zum Tatzeitpunkt 16 Jahre alt war, ein Influencer im Studium der Medienwissenschaften mit komplexen familiären Hintergründen. Während der Verhandlung tauchte ein dubioses psychiatrisches Gutachten auf, das von den Anwälten des Angeklagten eingereicht wurde, jedoch von den aufmerksamen Richtern entlarvt und kritisch überprüft wurde. "Es war eine Herausforderung, aber auch eine großartige Erfahrung, in die Rollen vor Gericht zu schlüpfen und die Anklage zu vertreten", kommentierte ein Teilnehmer.
Das Moot Court Projekt am Gymnasium Ernestinum war nicht nur eine wertvolle Erfahrung in Sachen Recht und Gerichtsverfahren, sondern auch ein bedeutender Beitrag zur Demokratieförderung und zur praktischen Bildung der Schülerinnen und Schüler. Eine Schülerin reflektierte nach dem Projekt, dass es ihnen gezeigt habe, wie wichtig es ist, dass jeder fair behandelt wird und wie genau man prüfen muss, um zu gerechten Entscheidungen zu gelangen.
Das Gymnasium Ernestinum freut sich über den Erfolg dieses Projekts und plant bereits weitere spannende Initiativen zur Förderung der demokratischen Werte unter den Schülerinnen und Schülern.
Svenja Becker